Wolfgang Kramer will noch mal zeigen, dass er es kann. Ich erwarte von einem Kramer-Spiel keine bahnbrechenden Innovationen oder ein Spielgefühl, das meinen (gefühlten) IQ von 150 anregt. Kramerleiste? Check. Unterschiedliche Möglichkeiten, um an Punkte zu kommen? Check. Saubere Grafik mit Aufforderungscharakter? Check, äh aber da kann der Kramer ja nichts für. Egal. Es sieht gut aus, Ravensburger hat nen guten Job gemacht.
Als Architekten des Sultans bauen wir für ihn Türme: Braune, rote, grüne, schwarze weiße. Gold, Fenster und Schnickschnack bringen Sonderpunkte. Wichtig ist, am Ende den größten und die meisten zu haben, ausserdem wird jede Turmfarbe separat gewertet und jeder bekommt Punkte, wenn er den größten oder zweitgrößten Turm einer Farbe hat. An die Bauteile - Fuß, Spitze und zwei verschiedene Mittelstücke - kommen wir, indem wir unsere Schergen aussenden. Reihum legt man einen Gehilfen auf das entsprechende Feld und darf sich dann ein Teil nehmen. Die Farbe des Gehilfen bestimmt für den Rest der Runde die Farbe, die hier gelegt werden muss, um ebenfalls ein Teil zu nehmen. Legt man also beispielsweise einen blauen Gehilfen (blaue Gehilfen sollte man in die Ausnüchterungszelle legen - Scherz am Rande) als erster zu den Turmspitzen, müssen weitere Turmspitzen ebenfalls mit blauen Gehilfen bedient werden. ODer man legt verdeckt zwei beliebige Karten ab. Nach 3 Runden, die jeweils mit einer Mini-Wertung enden, ist Schluss.
Astra bietet eine schöne Grafik und einen eleganten Mechanismus, der nicht zu verkopft ist. Spannend war es bis zum Schluss, die Endabrechnung ist allerdings etwas fummelig. Hier liegen auch meine beiden Kritikpunkte: Die Größe eines Turmes wird durch die Anzahl der Elemente bestimmt, nicht durch die tatsächliche physische Länge. Da es zweierlei Mittelteilgrößen gibt, empfand ich das als Kontra-Intuitiv. Schließlich bauen wir große Türme, nicht mehrgeschossige. Zweitens: Am Ende kriegt man wie bei Eurogames typisch für irgendwie alles Punkte. Insgesamt höchster Turm, die meisten Türme, Restgeld, höchster oder zweithöchster Turm jeder Farbe. Es gibt schlimmere Spiele, die plötzlich noch Überraschungspunkte vergeben, aber Asara ist für mich nur zu drei Viertel planbar. Die Komplexität ist angenehm, man hat zahlreiche Möglichkeiten und kann auch mal durch schlaues Kartenlegen den Mitspielern ein Beinchen stellen. Durch die Bedienpflicht einer Farbe kann man Dilemmas (Dilemmen? Dilemmata?) für die anderen aufbauen. Interaktionsniveau: Medium. Wir handeln und diskutieren nicht und machen auch nichts beim anderen kaputt, wir stehen uns höchstens gegenseitig im Weg. Trotzdem Daumen rauf: Asara ist auch für Non-Gamer interessant und ein gutes Gateway-Game. Herr Kramer, sie haben's noch drauf!